Preisanstieg trifft Neubaukrise: Deutschlands Immobilienmarkt zwischen Aufschwung und Stillstand

Trotz eines spürbaren Aufschwungs bei Immobilienpreisen – mit einem Anstieg von 3,8 Prozent im ersten Quartal 2025 – bleibt die Erholung am deutschen Wohnungsmarkt brüchig. Denn während die Nachfrage steigt, stagniert der Neubau: Mit nur rund 216.000 genehmigten Wohnungen 2024 fehlt Deutschland klar das dringend benötigte Wohnungsangebot. Ohne entschlossene politische und planungs-strategische Impulse bleibt die Frage, ob die aktuelle Erholung nachhaltig sein kann.

Deutschland steht derzeit an einem Scheideweg im Immobiliensektor: Trotz deutlicher Preiserholungen bei Wohnimmobilien und regulatorischer Entlastungen droht eine strukturelle Baustelle im Markt – denn der Neubau kommt nur langsam voran. Im ersten Quartal 2025 ist der Preis für Wohnimmobilien auf Jahressicht um 3,8 Prozent gestiegen – bereits der zweite Zuwachs in Folge nach dem Einbruch ab 2022, als die EZB die Zinsen nach oben schraubte und damit eine der stärksten Immobilienkrisen seit Jahrzehnten auslöste. Experten erwarten für das Gesamtjahr eine Preissteigerung von rund drei Prozent, teils bedingt durch sinkende Zinsen, teils durch eine anhaltende Angebotsverknappung.

Signal für einen stockenden Wiederaufschwung?

Die aktuelle Erholung deutet sich zwar an, doch die viel kritischere Perspektive betrifft das Fundament: den Neubau. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) müssten jährlich etwa 320.000 neue Wohnungen gebaut werden, um die Nachfrage bis 2030 zu decken – doch 2024 wurden Baugenehmigungen für lediglich knapp 216.000 Wohnungen erteilt – der niedrigste Stand seit 2010. Im Februar 2025 verschlechterte sich die Lage erneut, als die Genehmigungen im Jahresvergleich um 2,3 Prozent zurückgingen und nur noch rund 17.900 Wohnungen genehmigt wurden – ein klares Signal für einen stockenden Wiederaufschwung.

Um die kombinierte Herausforderung aus hoher Nachfrage und schleppendem Baufortschritt zu adressieren, schlägt die Bundesregierung mehrere Maßnahmen vor, darunter verstärkte Rentenbegrenzungen. So soll die sogenannte Mietpreisbremse bis 2029 verlängert werden, um die Kostenbelastung für Mietende nicht weiter eskalieren zu lassen – insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Fertigstellungen 2024 mit knapp 252 000 Wohneinheiten um 14,4 Prozent unter dem Vorjahr lagen und weit unter dem Ziel von 400.000 lagen.

Rückstand im Wohnungsbau überwinden

Diese Kombination aus sinkender Bautätigkeit und knapperem Angebot verschärft die Wohnungsnot und verschiebt die Marktdynamik zunehmend Richtung Miete. Analysten erwarten Mietpreisanstiege in urbanen Regionen um vier bis fünf Prozent im Jahr 2025, die damit stärker zulegen als die ohnehin wachsenden Immobilienpreise. Der Preisdruck trifft besonders Erstkäufer, deren Erschwinglichkeit kaum Entlastung erfährt – trotz etwas günstigerer Zinsen bleibt der Traum vom Wohneigentum für immer mehr Menschen unerreichbar. 

Die aktuelle Marktrekonstruktion trägt zwar Anzeichen der Erholung – doch ohne einen deutlichen Impuls im Bausektor, entlastende Baugesetznovellen oder gezielte Förderprogramme könnte dieser Aufschwung oberflächlich bleiben. Die Frage, ob Deutschland den Rückstand im Wohnungsbau überwinden kann, entscheidet darüber, ob die gegenwärtige Erholung zu einer nachhaltigen Stabilisierung führt oder ob die Krise das Vertrauen in den Immobilienmarkt erneut erschüttert.

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